Geschichte Teil 4


Ein Schicksalstag für die Gesellschaft war der 8. September 1907. In der Nacht etwa um 2 Uhr läuteten in Mühltroff die Sturmglocken und Feuersignale waren zu vernehmen. Das Schützenhaus stand in hellen Flammen und verbrannte in kurzer Zeit zu Schutt und Asche. Was war passiert?

 

Am Tag zuvor war es zu einer sehr emotional geführten Mitgliederversammlung im Schützenhaus gekommen und man hatte einen Umbau einiger Räume desselben beschlossen. Auch hatte man eine hohe Summe zum Einbau einer elektrischen Beleuchtungsanlage bewilligt.

 

Die Berichte einiger Teilnehmer sagten aus: „Heiß wogte der Kampf hin und her. Kurz vor 12 Uhr kam man endlich zum Ziele. Um ½ 2 Uhr verließen die letzten drei Gäste das Schützenhaus.“ ... kurze Zeit später stand es dann in Flammen. Ob es nun Absicht oder purer Zufall war, konnte nie geklärt werden. Es gab Gerüchte und Behauptungen man habe die Kosten des Umbaus sparen und lieber gleich neu und größer bauen wollen, aber nichts war nachweisbar. Sicher ist nur, dass bereits am 9. September im Ratskeller eine außerordentliche Sitzung, welche zahlreich besucht war, abgehalten wurde. Während dieser Sitzung wurde bereits der Neubau des Schützenhauses beschlossen.

Das neue Schützenhaus etwa 1916 mit Kegelschub und Schießstand
Das neue Schützenhaus etwa 1916 mit Kegelschub und Schießstand

Pächter waren unter anderen die Firma Schwender und Sohn in Schleiz, Arthur Bauerfeind von hier und die Rosenbrauerrei von Pößneck mit Unterpächter Otto Oehler oder Oehlert. Pachtobjekte waren alle Räume des Schützenhauses mit sämtlichem Inventar, der Schießstand und der kleine Raum dahinter(1), der Felsenkeller, der Kegelschub vor dem Haus, der Brunnen und der Schützenplatz.

Humoristisches
Humoristisches
Quittung über 2000 Mark für Arbeiten beim Bau des neuen Schützenhauses 1909
Quittung über 2000 Mark für Arbeiten beim Bau des neuen Schützenhauses 1909

„Nachdem mehrere Projekte in stürmischen Sitzungen beschlossen und wieder verworfen worden waren, gelangte endlich der vom Plauener Architekt Wetzel und den hiesigen Baumeistern Wilhelm, Otto und Max Höfer eingereichte Entwurf zur Annahme und 1908 zur Ausführung.“

 

Seither erhebt sich nun dort wo einst schon das alte Schützenhaus gestanden hatte ein schöner, lichtdurchfluteter, großzügiger Bau mit breiten Aufgängen. Bereits 1913 zur Feier des 150 jährigen Bestehens der Schützengesellschaft war das Schützenhaus der prunkvolle Mittelpunkt der Feierlichkeiten und machte seinen Besitzern alle Ehre. Das nun für die Gesamtkosten von 37 000 Mark errichtete Gebäude soll das schönste Gasthaus am ganzen Ort gewesen sein und hatte fast durchgängig bis in die 40er Jahre hinein Verträge mit Pächtern, welche das Schützenhaus bewirtschafteten.

 

(1) heute oft als Garderobe genutzt

 

Quellen:

„Festzeitung für das 150jährige Jubiläum der privilegierten Schützengesellschaft Mühltroff“, 1913

„Nachlass Frotscher“, Nr. 60

Privatsammlung

 

Verfasser:

Taubner-Wude, Mario